Über Norman Bootsbau

Vom Gesellen zum Unternehmer

Ich habe im Oktober 2015 meine Ausbildung als Bootsbauer mit der damals erstmals neuen Fachrichtung „Yachttechnik“ in der Lachmann Werft in Geltow mit der Vergabe des Gesellenbriefes abgeschlossen. Als die ersten 17 Bootsbauer in der neuen Fachrichtung „Yachttechnik“ hatten wir gute Chancen, im Bootsbau schnell Fuß zu fassen. Man legte uns daher nahe, zeitnah den Meistertitel zu erlangen. Da sich die Möglichkeit dazu frühestens im Oktober 2017 eröffnen sollte, hatte ich also nun zwei Jahre Zeit, mich handwerklich weiterzubilden. 

 

Zuerst heuerte ich als Junggeselle in einer Werft in Niederlehme als Motorenschlosser an. Eine gute Gelegenheit, meine Kenntnisse in Motoren- und Antriebstechniken zu vertiefen. Meine nächste Station führte mich in eine Möbelmanufaktur, die sich auf den Neubau von Jugendstil-Bücherschränken spezialisiert hatte und antike Möbel restaurierte. Hier lernte ich viel über den Umgang mit wertvollen Möbeln und deren Restauration. Als letzte Station vor dem Meisterkurs ging ich zurück in den Bootsbau und fing in einer Potsdamer Werft an, bei der die Restauration von Holzbooten im Vordergrund stand. Fachlich gut gewappnet fühlte ich mich nicht nur bereit für den Meistertitel, sondern auch bereit für den Weg in die Selbstständigkeit.

 

Im Februar 2017 machte ich mich mit einem Kleingewerbe im Bereich Bootsservice selbstständig. Als Basis dieser Selbstständigkeit fuhr ich mit meinem damaligen Combi vollgepackt zu den Bootseignern, um die Arbeiten vor Ort zu verrichten. Zu meinen Aufgaben gehörten anfangs die Betreuung vereinzelter Bootseigner und die Reparatur und Wartung ihrer Boote, bis ich mich ab Oktober dem Meistertitel in Vollzeit widmete. Zuerst in Götz und später in Travemünde, wo ich im April 2018 erfolgreich meinen Meistertitel abschloss.

Norman-Bootsbau-Feuerwehr-Causalux-Wiederhergestellt-Wiederhergestellt

Noch im selben Monat startete ich als „Meisterbetrieb“ meine Karriere. Ich beschaffte mir über einen Existenzgründerkredit bei der ILB einen ausrangierten VW LT 40 4×4 Feuerwehrwagen als Firmenfahrzeug, den ich als Werkstattwagen umbaute. So konnte ich meine Kunden vor Ort betreuen und alle anstehenden Werkstattarbeiten dort direkt verrichten. Die Feuerwehr fungiert bis heute als Werbeträger und Firmenmaskottchen. Mit ihr wurde ich unter den Bootseignern im Umland schnell als „der Bootsbauer mit der Feuerwehr“ bekannt. Das machte auch bei der Handwerkskammer die Runde, die meinen fahrenden Betrieb in der Handwerkszeitschrift als Thema aufgriff. Das war ein erster sehr wertvoller Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit, die übrigens auch im Internet nicht zu kurz kommen soll. Seit Beginn der Selbstständigkeit unterstützt mich mein Fotograf Stefan Walter bei der Gestaltung der Internetseite sowie der Fotodokumentation von Arbeiten an den einzelnen Projekten.

 

Als zur Mitte des Jahres hin der Maschinen- und Materialfuhrpark für die vorhandenen privaten Lagerflächen zu groß wurde, mietete ich mich in eine 120m2 Halle in Potsdam Rehbrücke ein. Ab jetzt waren Restaurationsarbeiten im Winter wetterunabhängig möglich. Der erste Restaurationsauftrag in den neuen Räumlichkeiten war ein KR5 Holz-Segelboot und entpuppte sich auch gleich als Komplettrestauration.

 

2019 war ich mittlerweile in vier Marinas in der Umgebung als mobiler Hafen-Bootsbauer unterwegs. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda war mein Kundenstamm inzwischen auf etwa 50 Kundenboote angewachsen. Im Oktober entschied ich mich, Noah Apitz als Bootsbau-Lehrling als meinen ersten Angestellten einzustellen. Als wir Ende des Jahres bereits 80 Kundinnen und Kunden betreuten, wurde es nötig, weitere Tatkraft ins Unternehmen zu holen. Mit dem Bootsbaumeister Lukas Weigelt konnte ich im Januar 2020 einen zweiten Meister für unser kleines Unternehmen gewinnen. Mitte desselben Jahres kamen eine Tischlergesellin, ein Bootsbaugeselle und ein dritter Bootsbaumeister dazu, die als Subunternehmer bei der Bewältigung des Auftragsvolumens wertvolle Dienste leisteten.

Durch die steigende Zahl an Aufträgen und die Intensität der Restaurationsanfragen kamen wir mit unserer Hallenfläche schnell an unsere Grenzen. Eine Vergrößerung der Räumlichkeiten wurde dringlicher, aber es bot sich bis dahin nicht die Chance, die vorhanden Flächen zu erweitern. Auch geeignete Mietobjekte in der Region waren nicht zu finden. Umdenken war gefragt! Warum nicht selber bauen? Der neu errichtete Stadthafen in Teltow eröffnete die Möglichkeit, ein Wassergrundstück zu pachten und eine maßgeschneiderte Halle als neuen Standort zu errichten. Investoren für dieses Projekt haben wir in unserem Kundenkreis gefunden. Genauer gesagt, sie haben uns gefunden! Nach intensiven Gesprächen mit zwei seit Anbeginn intensiv betreuten und von uns überzeugten Bootseignern wurde der Pachtvertrag unterzeichnet und eine 1.600 m2 Halle nach unseren Vorstellungen entworfen. Der Bau der neuen Werkshalle am Stadthafen soll im März 2022 beginnen und wird voraussichtlich im Herbst 2023, zum Einzug unserer neuen Werkstatträume, fertiggestellt sein. Viele Kunden fiebern mit unser Entwicklung mit, da wir zukünftig zusätzlich zur Bootsbetreuung, Reparatur und Restauration auch noch das Einlagern der Kundenboote über die Wintermonate in einer beheizten Halle mit anbieten können.

 

Unser Kundenstamm ist derweil auf etwa 270 Kundinnen und Kunden angewachsen und eine weitere Aufstockung unseres Teams stand an. 2021 haben wir den Bootsbaugesellen Veit Schröder und Luisa Röhmer als Auszubildende gewinnen können, die sich als eine von über 60 Lehrstellenbewerberinnen durchsetzen konnte. Auch für die administrativen Aufgaben brauchen wir inzwischen professionelle Unterstützung und fanden sie in unserer neuen Büromanagerin Doreen Biesenthal, die aus dem Schwarzwald zu uns kam.

 

Mitte 2021 wurden wir von dem Zentralverband des deutschen Handwerks für eine bundesweite Handwerkskampagne ausgewählt. So wurden wir als Meister- und Ausbildungsbetrieb Botschafter des Bootsbauerhandwerks in Deutschland.